Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sucht einen Weg aus der finanziellen Misere seines Landes. Die Wirtschaftskrise in dem Land setzt den Machthaber ebenso unter Druck, wie die Inflationsrate von rund 20 Prozent und der mehr als schwächelnde Agrarsektor. Der türkische Alleinherrscher will diesem entgegensteuern – und setzt dabei auf Cannabis. Dieses soll deutlich mehr Geld in die leere Staatskasse spülen. Unterstützung bekommt Erdogan dabei nicht nur aus Regierungskreisen und der parteinahen Presse – auch das namhafte Beratungsunternehmen „McKinsey“ sieht in dem Anbau von Cannabis-Plantagen eine probate Chance, die Wirtschaft anzukurbeln.
Falsche Vorspiegelungen – oder echter wirtschaftlicher Nutzen?
Erdogan propagiert, dass seine Mutter bereits aus Hanf Taschen genäht habe. Die ließen sich immer wiederverwenden. Damit zielt er auf das Thema zur Verringerung umweltschädlicher Materialien ab. Tatsächlich hat vor allem im Armenhaus des Landes, in Anatolien, der Hanfanbau eine jahrhundertelange Tradition. Richtig ist auch, dass die Pflanze in unterschiedlichen Bereichen nutzbringend verwendbar ist:
- Medizin
- Textilherstellung
- Herstellung von Biodiesel
- Segel- und Bootstaue
- Papier
Doch Cannabis ist auch eine Droge. Der Konsum ist in der Türkei unter Strafe gestellt. (zweieinhalb bis sieben Jahre Haft). Einen Zusammenhang mit seinem Ansinnen weist Erdogan zurück. Türkische Wissenschaftler untermauerten dieses, in dem sie vorschlugen, Cannabis-Varianten mit einem geringen THC-Anteil anzupflanzen. (THC ist die charakteristische Eigenschaft, psychoaktiver Substanzen).
Nachdem der türkische Machthaber die Subventionen in der Agrarwirtschaft auf Druck der EU massiv gekürzt hatte, sehen nun insbesondere Bauernvölker den geplanten Cannabis-Anbau als einen rettenden Strohhalm. Mittlerweile hat das eigens gegründete türkische „Institute of Cannabis“ Saatgut an die Landwirte verteilt. Bis 2030 soll sich die Pflanze derart verbreitet haben, dass die Marihuana Produktionen einen finanziellen Segen in Höhe von 88 Milliarden Euro bringen soll.
Weltweite Nachfrage nach Cannabis
Es ist durchaus vorstellbar, dass Erdogan auf den Cannabis-Zug tatsächlich aufspringen wird. Die massive Nachfrage, vor allem aus China und Kanada, scheinen ideale Plattformen für milliardenschwere Geschäfte zu sein. Im Widerspruch zu dem optimistischen Vorhaben steht allerdings die Einstellung des islamischen Staates dazu: Die Droge ist die wichtigste Einnahmequelle der Terrororganisation PKK. Und Kurden werden immer noch stark bekämpft.
Der Entwicklungsplan des Agrarministeriums sieht vor, dass 20 Provinzen den Anbau genehmigt bekommen sollen. Doch die potentiellen Anbauflächen wurden aufgrund der permanenten Vernachlässigung der Agrarwirtschaft sowie der Urbanisierung des Landes deutlich reduziert.
Erdogan setzt auf Tradition und hofft dennoch, im Kreis der Milliarden-Deals zu einem Global-Player aufzusteigen.